Erfindung(cc) – Creative Commons Patente

„Wie großartig wäre es, wenn es eine Kristall- oder Algenart gäbe, die wärmetauschende Eigenschaften hätte?“ dachte ich mir neulich als ich zum gefühlt achten Mal duschte – nicht weil ich so dreckig war, sondern um mich ein wenig abzukühlen (Geht Euch der Sommer auch so auf den Geist?). Der Gedanke dahinter war, dass man eine dünne Schicht solcher Kristalle (oder Algen) in die eigenen Klamotten einnähen könnte, so dass diese von selbst klimatisiert wären. Sollte es solche Kristalle (oder Algen) tatsächlich geben, wäre ich als Erfinder des vollklimatisierten Hosenanzugs wahrscheinlich spätestens diesen Dezember reich und berühmt. Businessmenschen auf der ganzen Welt lägen mir zu Füßen, denn dank der Kristalle (oder Algen) in ihren Anzügen müssten sie im Sommer nie wieder schwitzen um gut auszusehen.

Als ich mich von der Vorstellung der rauschenden Dankesfeierlichkeiten erholt hatte und durch eine rasche Recherche herausfand, dass es wohl keine solche Kristalle gibt (auch keine Algen), blieb mir nur noch, mir auf dem harten Boden der Realität zu überlegen, was denn ein wirklicher Erfinder heutzutage für Möglichkeiten hätte, fair und profitabel mit so einer Erfindung umzugehen. Da ich nichts von Patentrecht verstehe, kein Anwalt bin und noch nie in meinem Leben etwas erfunden habe (da war dieser Aschenbecher, den ich im Kindergarten geknetet habe, aber ich bin mir recht sicher, dass der nicht zählt), folgt nun ein laienhaft zusammengestolperter Gedanke zum Thema Patente. Viel Spaß.

Grundsätzlich kann ich den Drang, eine Erfindung zu schützen, durchaus nachvollziehen. Das mal vorweg. Ich gehöre bei weitem nicht zu den Menschen, die Urheberrecht und Patente und diese ganzen Schutzmechanismen verteufeln. Wenn jemand etwas wertvolles beigetragen hat, dann sollte ihm auch das Recht gehören, es zuvorderst zu vermarkten. Dabei gibt das Patentrecht aber heute nur ein binäres Verhalten her: Entweder man bekommt ein Patent auf seine Erfindung oder nicht. So war es jahrelang auch im kreativen Bereich: Entweder man veröffentlichte seine Werke unter dem Passus „alle Rechte vorbehalten“ oder gar nicht.

Nun gibt es im Bereich Erfindungen, die ja auch eine kreative Leistung im weitesten Sinne sind, durchaus Beispiele, die belegen, dass patentfrei veröffentlichte Erfindungen der Gemeinschaft eher geholfen haben: Wer weiß, ob ich diese Zeilen hier so sorglos vor mich hinfabulieren könnte, hätte Tim Berners-Lee damals HTML patentiert. Gerade in der IT geht ja gerade das Gespenst der Softwarepatente um, wobei ähnliche Auswüchse befürchtet werden wie sie teilweise im Bereich der Medizin zu beobachten sind. Die Patente auf Arzneimittel sind mittlerweile Lizenzen zum Gelddrucken, stellen sie doch sicher, dass auf absehbare Zeit kein Konkurrent das Präparat vermarkten darf – im besten Fall weltweit.

Was also tun als so ein herkömmlicher Erfinder, der gerade den Prototyp eines klimatisierten Anzugs gebastelt hat? Freigeben für alle wie Herr Berners-Lee mit dem wahrscheinlichen Ausgang, dass man für seinen Anzug kein Geld sieht? Oder patentieren und damit einer großen Menge von Menschen wahrscheinlich den Zugang erschweren? Im kreativen Bereich gibt es seit 2001 die beständig weiterentwickelte Möglichkeit seine Werke als „Creative Commons“ zu lizenzieren. Dieses kreative Allgemeingut erlaubt dabei unterschiedliche Abstufungen: Die Inhalte hier sind zum Beispiel sämtlichst so lizenziert, dass jeder sie weiterverbreiten und bearbeiten kann, solange die Nutzung nicht kommerziell erfolgt und mein Name drunter steht. Dagegen sind meine Bilder bei flickr zum Großteil so lizenziert, dass sie jeder frei für alles verwenden darf (auch kommerziell) solange mein Name dabei steht.

Warum gibt es solche Modelle nicht auch in Patentfragen? Ich baue den Prototyp meines klimatisierten Anzugs und lizenziere ihn in den Industrieländern so wie mein Blog, in ärmeren Ländern aber wie meine flickr Bilder. Dabei ist das natürlich für einen klimatisierten Anzug eher egal, aber man stelle sich vor es gäbe ein solches Modell für HIV-Medikamente. Ärmere Länder in Afrika dürfen die Mittel legal „nachbauen“ während die Pharmakonzerne, die die entsprechend abgestuften Patente halten, sie wie gehabt in den Industrienationen vermarkten können. Win-Win-Situation.

Und bevor einer die Antwort schreibt: Natürlich gibt es das nicht, da man, auch mit weniger Absatz noch unheimlich viel Geld verdienen kann. Das ist mir bewusst. Wie gesagt: Lizenz zum Gelddrucken. Aber man kann ja trotzdem mal drüber nachdenken, wie man das anders regeln könnte. Ich hab Euch ja gewarnt: Ein laienhaft zusammengestolperter Gedanke. Und ich gehe jetzt wieder nach Kristallen suchen (oder Algen).