Wer ist eigentlich dieser Köln? Teil 1

Silvester in Köln. Kann es schöneres geben? Einfache Antwort: Es kann. Und zwar eine Menge. Zunächst ist der Satz „Silvester in Köln“ ja schon durch seine zwei Hauptteile „Silvester“ (aka „das überschätzteste Fest ever“) und „in Köln“ (??) an Unattraktivität kaum zu überbieten, denn was so ein echter Berliner ist, der gibt sich doch nicht mit einem Jahreswechsel in der Domstadt zufrieden.

Was also bewegte „yours truly“ dennoch gefühlte 48 Stunden Zugfahrt auf sich zu nehmen und den Jahreswechsel in dieser Düsseldorfer Vorstadt zu begehen? Ebenso schlicht wie unnachvollziehbar ist die Antwort: Ein Konzert. „Ärzte statt Böller“ stand an. Warum sich die drei Jungs ausgerechnet die Kleinstadt am Rhein ausgesucht haben, um mit ihren Fans Silvester zu feiern, kann man nur vermuten. Meine diesbezügliche Vermutungen gehen in Richtung Preis, den es für die Veranstaltungsstätte zu bezahlen galt und da war das „Rhein-Energie-Stadion“ wohl billig genug.

Die Reisevorbereitungen bestanden im Wesentlichen aus dem Erwerb aller nötigen Tickets und dem pünktlichem Einfinden am Berliner Ostbahnhof. Nachdem ich also pünktlich um 12:20 auf dem Bahnsteig eintrudelte (Abfahrtszeit war 12:29 – also noch weit vor dem roten Bereich) und in die freundlichen Gesichter meiner Mitreisenden blickte, erinnerte ich mich daran, dass wir uns ja („Um Stress zu vermeiden“) um 12:00 treffen wollten und ich daher für den ersten Adrenalinschub des Tages gesorgt hatte. Schön zu wissen, dass man eine Aufgabe hat in dieser anonymen Welt. Mit der Aussicht auf 5,5 Stunden Zugfahrt und zwei Aufenthalten in Orten, in denen ich nicht tot übern Zaun hängen möchte in die ich schon immer mal wollte, vertrieben wir uns die Zeit mit Pokern um „Nimm 2“ Bonbons („Nein, die dunklen sind die 2er, Du sitzt im Big-Blind, da reicht ein heller nicht!“). That’s Rock’N’Roll!!

Wie sich später herausstellen sollte, verdanken wir die erträglichen Umstände unserer gesamten Hinreise dem Umstand, dass es auf dem Bahnhof von Minden (unserem ersten Zwischenhalt) keinerlei Möglichkeit gab, Bier zu erwerben. Was sich zunächst paradox anhört, ist schnell erklärt. Denn was wir bei unseren Reisevorbereitungen zunächst übersehen hatten (Bier!), sollte bei unserem ersten Stop behoben werden. Da in Minden aber sämtliche Bahnhofskioske (in Worten: Einer) geschlossen waren, saßen wir zunächst auf dem Trockenen. Die Ernüchterung über diese Tatsache wich aber spätestens nach dem zweiten Halt in Hamm großer Freude und Erleichterung, denn in dem RegionalExpress, der uns von Hamm zum Kölner Hauptbahnhof beförderte, funktionierte genau eine Toilette. Und da der Zug mittlerweile voll war von feierwütigen Leuten, die nicht alle so dumm clever gewesen sind, das Bier zu vergessen, stapelten sich vor eben jener Toilette schnell jede Menge Leute, die alle sehr nervös von einem Bein aufs andere hampelten.

Und dann kam Köln. Da ich noch nie in Köln war, war ich einigermaßen überrascht, wie klein das dort alles ist. Der berühmte Dom, den die Kölner nicht hergeben wollen („Mer lasse den Dom in Kölle…“), steht relativ unspektakulär am Hauptbahnhof rum und macht nicht den Eindruck eines Gebäudes, das sich des Wirbels bewußt ist, das um seine Existenz gemacht wird. Und ganz ehrlich liebe Kölner: Datt Ding könnt ihr getrost behalten. Wir besorgten uns für spottbillige 8 Euro vier Beck’s Biere im Bahnhofskiosk und genossen den Regen auf der Domplatte. Nach der ersten Ernüchterung fiel uns dann doch noch auf, dass wir ja noch was vorhatten, sprangen in ein Taxi und erklärten dem verdutzten Fahrer, dass wir gerne ins Rhein-Energie-Stadion wollen. Da unser Fahrer jedoch einen Migrationshintergrund besaß (Wer hat eigentlich dieses beknackte Wort erfunden?!?), wurde dies ein längeres Gespräch und ich wundere mich heute noch, dass wir auch wirklich am Stadion ankamen. Dort erwarteten uns bereits gefühlte 800 Menschen pro Quadratmeter und ein immenser Aufwand an Licht- und Beschallungsanlagen – die Vorfreude stieg.

Konzert und Köln-bei-Nacht-Bericht folgt dann in Teil 2.

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